Von Beruf Zweiradmechatroniker: Mit technischem Verständnis und Mathe

Von Beruf Zweiradmechatroniker: Mit technischem Verständnis und Mathe

Werden ausgebildet zum Zweiradmechatroniker: Lennard Musch (l.) und Patrick Hein © Foto: Blattsalat

Zweiradmechatroniker – schon mal davon gehört? Die Julian Schulz und Jan Speidel (Jg. 9) haben beim Fahrradhaus Rusack in Wunstorf mit den Azubis Lennard Musch und Patrick Hein sowie ihrem Ausbilder Jonas Oestereich gesprochen.

Warum hast Du Dich für diesen Job entschieden?

Lennard Musch: Ich fahre gerne Fahrrad, schraube gerne an Rädern herum und bin auch handwerklich tätig. Und weil mir das Praktikum hier auch viel Spaß gemacht hat, habe ich die Ausbildung angefangen.

Was sollte man dafür „mitbringen”?

Lennard Musch: Man sollte halt schon wissen, was ein Schraubendreher ist, sich mit Handwerkszeug auskennen, keine Angst vor schmutzigen Fingern und auch schon mal einen Schlauch gewechselt haben Teamfähigkeit und Spaß am Kontakt mit Kunden sind auch wünschenswert.

Jonas Oestereich: Technisches Verständnis sowie Interesse an Mathematik sind auch wichtig, da da man viel mit Formeln arbeiten muss.

Mathe – echt jetzt?

Jonas Oestereich: Ja, zum Ausrechnen von Speichen und dem Errechnen von Geometrien. Wenn man zum Beispiel Fahrräder und Rahmen selber bauen oder den Nachbau eines Fahrrades errechnen möchte.

Wie sieht Eure Ausbildung aus?

Patrick Hein: Wir lernen wirklich jedes Teil eines Fahrrads kennen, von jeder Marke. Wir lernen, wie man ein komplettes Laufrad ein- und ausspeicht und ein Fahrrad komplett auseinander- und wieder zusammenbaut.

Jonas Oestereich: Dazu kommen die Geometrie des Fahrrads und die Ergonomie, damit sie einen Kunden beraten können, wie er ergonomisch richtig auf dem Rad sitzt.

„Keine Angst vor schmutzigen Fingern haben.” © Blattsalat
Werdet Ihr nur hier ausgebildet?

Patrick Hein: Nein, das ist eine duale Ausbildung, die bei uns beiden unterschiedlich ist. Er ist immer montags und mittwochs in der Schule, ich habe Blockunterricht. Ab Februar bin ich sechs Wochen nicht hier.

Jonas Oestereich: Es gibt in der Schule sehr viel Theorie über die Mechanik und die Elektrotechnik, aber auch praktische Anteile: Werkstoffe bearbeiten, Gewindeplatten schneiden, wie man richtig feilt, sägt und bohrt und Gewinde senkt … Dazu kommt noch ein bisschen Allgemeinbildung, und auch Englischkenntnisse sind für die Ausbildung sehr empfehlenswert.

Was gefällt Euch an Eurer Ausbildung am besten?

Lennard Musch: Die Arbeit macht mir Spaß, die Kollegen sind klasse, der Kontakt mit den Kunden – und die Arbeitszeiten (Mo, Di, Mi und Fr 9-18, Do, 10-19 Uhr sowie jeden zweiten Samstag von 9-15 Uhr) passen mir auch, weil man einigermaßen ausschlafen kann (lacht).

Gibt es eine Zwischenprüfung?

Lennard Musch: Ja, man muss ein Vorderrad einspeichen und innerhalb von 35 Minuten ein komplettes Laufrad bauen. Man bekommt eine Felge, Speichen und die Nabe – und muss dann die Speichen in die Nabe reinziehen, mit der richtigen Kreuzung der Speichen.

Jonas Oestereich: Denn ein Laufrad vorne ist so aufgebaut, um Brems- und Beschleunigungskräfte aufzunehmen, und das muss alles mit beachtet werden. Ich musste bei der Zwischenprüfung übrigens einen Tacho montieren, das ist eine sehr leichte Aufgabe. Tretlagerwechsel war mir auch dabei und ich musste eine Fehlersuche durchführen.

Und bei der Gesellenprüfung?

Jonas Oestereich: Da muss man ein Fahrrad komplett demontieren und montieren, also ganz zerlegen und das Hinterrad einmal ausspeichen. Ein Verkaufsgespräch kam bei mir auch dazu, und ich musste ein E-Bike-System nachrüsten.

Anschließend dürft Ihr Euch wie nennen?

Jonas Oestereich: Geselle Zweirad-Mechatroniker, Fachrichtung Fahrradtechnik. Und dann gibt es noch die Fachrichtung Motorradtechniker, das sind dann aber andere Ausbildungsinhalte.

„Wir lernen in der Ausbildung wirklich jedes Teil eines Fahrrads kennen” © Blattsalat
Was ist für Euch in der Ausbildung die „härteste Nuss“?

Patrick Hein: Das Ein- und Ausspeichen und das Zentrieren des Laufrades, das ist noch echte Handwerkskunst, da geht’s um Geschicklichkeit. Das muss man einfach viel üben.

Was sind die häufigsten Gründe, warum Kunden zu Euch kommen?

Lennard Musch: Inspektionen und Platten.

Jan: Ich bin Triathlet, und wir müssen ständig Schläuche wechseln – auf Zeit. Da steht dann einer mit der Stoppuhr neben mir und guckt, wie lange ich dafür brauche. Wir flicken nicht, sondern wechseln gleich den Schlauch aus. Ich bin bei 1:45, und das ist noch recht langsam. Habt Ihr schon mal auf Zeit einen Schlauch gewechselt?

Jonas OestereichNoch nicht, aber ich glaube, das kommt dann bestimmt demnächst (lacht).

Jan: Das tut mir leid (grinst).

Quick Facts: Zweiradmechatroniker

  • Empfohlener Schulabschluss: Hauptschulabschluss
  • Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
  • Verdienst: 300-700 Euro (1. Jahr), 350-755 Euro (2. Jahr), 410-820 Euro (3. Jahr), 470-880 Euro (4. Jahr)

Quelle: ausbildung.de