Frau Lange: „Mit Pauken und Trompeten vom Gymnasium geflogen“

Frau Lange: „Mit Pauken und Trompeten vom Gymnasium geflogen“

© Foto: privat

Frau Lange ist Sonderpädagogin und unterrichtet evangelische Religion. Im Interview hat Alisha vom „Blattsalat“-Team einige Sachen erfahren, die ihr von Frau Lange bestimmt nicht wusstet. 

Frau Lange, wollen Sie schon immer Lehrerin werden?

Nee, in der Grundschule wollte ich Reporterin werden. Ich habe damals diese Micky-Maus-Comics gelesen, und Micky hat auch ganz viel als Reporter für Zeitungen gearbeitet, wie sein Freund Goofy. Ich fand auch die Freundschaft der beiden ganz toll, weil Goofy ja etwas dusselig und Mickey der Checker ist – und sie sich trotzdem immer gut verstanden und miteinander Abenteuer erlebt haben. Naja, und so kam eben mein erster Berufswunsch zustande.

Und wie sind Sie dann Lehrerin geworden?

Zunächst mal bin ich mit Pauken und Trompeten vom Gymnasium geflogen und dann gelernte Buchhändlerin geworden.

Echt, von der Schule geflogen?

Ja, ich war keine besonders gute Schülerin und habe tatsächlich dreimal die zehnte Klasse gemacht. Ich habe mir teils keine Mühe gegeben, mich auch von einigen Lehrern unverstanden gefühlt und hatte ganz andere Sorgen. Warum sollte ich mich da für diese Schulsachen interessieren?

Wieso Buchhändlerin?

Da ich schon etwas älter war, meinten meine Eltern, dass ich mal so langsam in die Gänge kommen solle. Ich habe immer schon gerne gelesen, alles was mir so in die Finger kam – von „Fünf Freunde“ bis zu Knallschmökern – und daher klang ein Job mit Büchern toll. Nach dem Realschulabschluss habe ich also eine Buchhändlerlehre gemacht. Das hat mir zwar Spaß gemacht, aber ich fand, dass da noch etwas anderes hermusste.

Wie sind Sie auf den Lehrerberuf gekommen?

Ich bin noch einmal zur Schule gegangen und habe mein Abitur nachgemacht. Da hatte ich Lehrer, die waren total nett, die haben sich Mühe gegeben und auch der Unterricht war anders – und da habe ich gemerkt, dass Schule auch anders gehen kann. Ab dem Punkt wollte ich auch gerne Lehrerin werden – eine, die es immer gut macht, die man zwar nicht verarschen kann, aber die auch viel Spaß mitmacht und die versucht, ein offenes Ohr zu haben. Daraufhin habe ich Sonderpädagogik studiert.

Haben sich Ihre Vorstellungen von dem Beruf erfüllt?

Naja, zum Teil. Ich denke, das ist wie in jedem Beruf. Manches erfüllt sich, manches nicht. Aber wenn mehr positive Vorstellungen bestätigen als unangenehme, ist man auf einer vielversprechenden Seite.

Würden Sie sich selbst als eine coole Lehrerin beschreiben?

(grinst) Naja, ich gebe mir Mühe.

Worauf sind die besonders stolz?

Darauf, dass ich noch einmal zur Schule gegangen bin. Das war schon seltsam, wenn man mit Mitte 20 nochmal mit 16-jährigen zusammensitzt. Wundern die sich vielleicht, was ich hier mache? Werde ich von denen akzeptiert? Das war alles nicht ganz einfach, zwischendurch sind mir alle auf den Keks gegangen, ich hatte kein Geld, ich wollte nicht mehr in einer WG wohnen … Ja, dass ich das durchgezogen habe, darauf bin ich stolz.

Was darf Ihnen auf keinen Fall fehlen?

Ich habe diverse Espresso-Kännchen – wenn ich morgens keinen starken Kaffee hätte, würde ich deutlich schwerer in die Gänge kommen.

Ich finde, Sie haben einen coolen Style. Was ist denn so Ihr „Must Have“ beim Outfit?

Auf jeden Fall Sneakers. Und ich habe ein Faible für skurrile T-Shirts.

Wie viele Tattoos und Piercings haben Sie?

Sicher über 20 Tattoos, aber da müsste ich nochmals nachzählen. Und von den Piercings ist nur das eine übriggeblieben.

Was ist Ihre größte Angst?

Langfristig gesehen, dass man einsam alt wird. Im Moment sagen ja alle „Bleib gesund!“ – klar, das ist ein schöner Wunsch. Aber selbst, wenn man nicht so gesund ist, kann man zufrieden sein und Freunde haben. Ich habe natürlich Freunde, aber vielleicht wird man 100 Jahre alt und alle anderen sind aus Versehen schon tot …

Was geben Sie Schülern mit auf den Weg?

Glaubt an euch! Lasst euch nicht niedermachen und habt den Mut, den Mund aufzumachen, wenn euch etwas nicht passt. Lasst euch nicht einreden, ihr seid nichts wert, auch wenn es natürlich Bereiche gibt, in denen ihr nicht so gut seid. Versucht, euren Stil zu finden und findet etwas, was auch glücklich macht. Wir leben wahrlich nicht in einer perfekten Welt – und das deutet daraufhin, dass die Leute, die jetzt hier sitzen und euch sagen, wie es zu laufen hat, auch weiß Gott nicht alles richtig und cool gemacht haben. Lasst euch nicht einschüchtern und macht euer Ding!

Frau Lange in Kürze

Name:
Annika Lange

Fächer:
Pädagogik bei Beeinträchtigung des Verhaltens u. schulischen Lernens; ev. Rel., (GL)

An der IGS seit:
2015

Geboren in:
Hannover

Familie:
in einer Beziehung <3

Hobbys:
Lesen, knifflige Kreuzworträtsel, Tattooculture

Lieblingsessen:
Käsefondue, alle Arten von Fast Food (leider.) 😬

Lieblingsfilme:
Terminator I- III, Batman, Blade Runner, generell 80er Science Fiction.

Lieblings-TV-Serien:
Akte X, The Wire, Golden Girls, HIMYM, A-Team und andere US- 80er- Serien

Lieblingsbücher:
Alles von Truman Capote; Polit-Thriller; einige Graphic Novels, z. B. „Am Rande des Himmels“ v. Howard Cruse; Fünf Freunde; Drei Fragezeichen, Tim & Struppi; Micky und Donald natürlich

Lieblingsbands/-sänger:
The War on Drugs; The Weeknd;  Allah-Las;  Childish Gambino; Ostberlin Androgyn, …

Lieblingsverein(e):
Feyenoord Rotterdam