Frau Steingrube: „Englisch ist mir in der Schule nicht leichtgefallen“

Frau Steingrube: „Englisch ist mir in der Schule nicht leichtgefallen“

© Foto: privat

„Blattsalat“-Redakteurin Rose Odoemenam hat ihre Klassenlehrerin Frau Steingrube zum Interview gebeten – und dabei einige erstaunliche Dinge über sie erfahren. 

Sagen Sie mal, Frau Steingrube: Wie war eigentlich Ihre Schulzeit?
Schwierig. Ich bin nicht gerne zur Schule gegangen. Ich habe ja auch ein paarmal die Schulen gewechselt, durch Umzug und auch durch Wiederholung einer Klasse. Ich war sehr froh das die Schulzeit dann auch vorbei war.

Also halten sie nicht viel von der Aussage, dass die Schulzeit die beste Zeit im Leben ist?
Ich glaube ganz fest daran, dass die Jugend an die jungen Menschen verschwendet ist, weil sie es gar nicht zu schätzen wissen. Ich selbst wusste das damals auch nicht zu schätzen – was ich im Nachhinein echt schade finde. Ich habe damals jedenfalls nicht viel gearbeitet, und deshalb hatte ich ja auch so viel Freizeit. Aber die Schulzeit ist halt auch einfach eine sehr anstrengende und komplizierte Zeit, zumal während der Pubertät für die Schule irgendwie so gar kein Platz ist.

Sie sind unter anderem Englischlehrerin. Was mögen sie so an der englischen Sprache?
Sie ist so schön simpel, relativ einfach auszusprechen und voller Begriffe, die wir im Deutschen so gar nicht haben. Zum Beispiel finde ich den Begriff „commitment“ (Engagement, sich für etwas einsetzen) super – etwa, wenn es um eine Beziehung geht. Dafür gibt es im Deutschen kein richtiges Wort. Auch deshalb finde ich, dass man in Englischen so beweglich ist.

War Englisch auch zu Ihrer Schulzeit Ihr Lieblingsfach?
Damals ja, ich hatte in der 5. Klasse einen ganz tollen Englischlehrer, und als ich dann auf das Gymnasium gegangen bin, hatte ich Herrn Werner in Englisch – der war der Hammer, ein toller Mann mit Fliege, der meistens singend mit englischen Liedern in den Unterricht kam. Dadurch habe ich Englisch richtig geliebt – aber dennoch in der 7. Klasse meine erste „6“ in einem Vokabeltest geschrieben. Danach habe ich mich ganz doll angestrengt, aber so wirklich leicht gefallen war es mir trotzdem nicht. Ich lag in Englisch fast durchgängig nur zwischen 3 bis 4.

Na, das ist sehr überraschend.
Ja (lacht).

Können Sie uns etwas über Ihr Au-pair-Jahr in Chicago (USA) erzählen?
Das war leider eine wirklich schwere Zeit, weil ich bei einer Gastfamilie gewesen bin, die sehr lieblos war. Trotzdem war das wahrscheinlich das beste Jahr in meinem Leben, weil ich ganz viel gelernt habe. Ich war ja gerade erst 20 – und daraus gelernt habe ich, was ich mir nicht mehr gefallen lassen würde. Ich habe auch gelernt, dass man auch sehr gut sehr weit weg von zuhause klarkommen kann und dass es entscheidend ist, ein Netzwerk zu haben. Ich hatte da vier Freundinnen, und wir haben auch ein paar Amerikaner kennengelernt – mit dem einen habe ich auch noch heute Kontakt. Das zeigt mir auch bis heute noch, wie wichtig es ist, sich gut zu vernetzen, um durch solche Zeiten zu kommen. Letztlich hat das Jahr in Amerika mir auch geholfen, das Land ein bisschen zu entzaubern, dass da auch nicht alles Gold ist was glänzt.

Gibt es etwas, was es in den USA gibt und Sie in Deutschland aber vermissen?
Vor allen einige Fast-Food-Ketten, die ich echt geil fand, wie Taco Bell oder Panda Express mit Orange Chicken – ich verstehe immer noch nicht, warum wir das nicht hier haben. Auch die großen Shopping Malls sind schon geil, die sind schon eine andere Nummer als eine Ernst-August-Galerie in Hannover. Ich mag an den USA auch die Serviceorientierung – ob es an der Kasse oder im Restaurant ist: Da ist es selbstverständlich, an der Kasse wenigstens ein Hallo zu hören, sich zu bedanken, und einen schönen Tag zu wünschen. Und in Restaurants wird dort nochmal nachgefragt, ob man noch etwas möchte. All das vermisse ich zunehmend in Deutschland, das wird eh immer schlechter und das ist schade.

Welchen Job hätten Sie ausgeübt, wenn sie nicht Lehrerinn geworden wären?
Ich wäre ja beinahe von der Uni geflogen, weil ich in Linguistik so schlecht war, auch die Wiederholungsklausur nicht bestanden und nur mit Biegen und Brechen noch eine Vier bekommen habe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon die Bewerbungsunterlagen für die Polizei zuhause – dann wäre ich vermutlich Polizistin geworden, was ich heute echt bereuen würde, wegen des Schichtdienstes und der nicht so tollen Bezahlung. Aber ich glaube, dass die meisten Lehrer ein Helfersyndrom haben.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Alltag nach der Schule aus?
Meistens hole ich meine Kinder ab, kaufe vorher vielleicht nochmal ein – und wenn es dann nicht an den Schreibtisch geht, fahre ich die Kinder meistens zu irgendwelchen Spielverabredungen oder zum Sport. Dann bin ich froh, dass um spätestens 19:30 Uhr im Kinderzimmer Ruhe ist, weil dann das Sofa mir gehört.

Und wie sah bei Ihnen ein typischer Nachmittag als Schülerin aus?
Ich habe ein-, zweimal die Woche Handball gespielt, meistens habe ich mich einfach mit Freunden verabredet. Ich hatte ja noch mehr Freizeit als ihr, da ich nur bis 13 Uhr Schule hatte

Welchen Schultipp würden Sie jeden Schüler gerne mitgeben? 
Das ist schwierig … (überlegt). Durchhalten und daran glauben, dass auch die Lehrer nur mit Wasser kochen.

Das Interview führte Rose Odoemenam

 

Frau Steingrube in Kürze

Name:
Lisa Steingrube

Fächer:
Englisch und Gesellschaftslehre

An der IGS seit:
2018

Geboren in:
Hannover

Familie:
verheiratet, zwei Kinder

Hobby:
Backen

Lieblingsessen:
Steak (medium), Scampi, Käsespätzle mit Röstzwiebeln, Hühnerfrikassee mit Reis, Kartoffelpuffer

Lieblingsfilme:
Gottes Werk und Teufels Beitrag, Romeo und Julia von Baz Luhrmann, Beim Leben meiner Schwester, Vajana

Lieblings-TV-Serien:
Sherlock, Luther, Shameless

Lieblings-Bücher
Krabat, Harry Potter, Der Salzpfad

Lieblingsbands/-sänger:
The Killers, Bastille, One Republic, Coldplay, Macklemore, Clueso

Lieblingsverein(e):
Die Vereine meiner Kinder: VfL Bad Nenndorf und HSG Schaumburg Nord 😊