Herr Corallo: „Ich würde mir keinen anderen Job wünschen“

Herr Corallo: „Ich würde mir keinen anderen Job wünschen“

© Foto: privat

Im „Blattsalat“-Interview mit Madina Dadaeva erzählt uns Englisch- und GL-Lehrer Steffen Corallo unter anderem, warum er seinen Nachnamen geändert hat und was seiner Meinung nach einen guten Lehrer ausmacht.

Sagen Sie mal, Herr Corallo, wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben?
Emphatisch, gut gelaunt … Das Dritte fällt mir ein wenig schwerer, aber ich glaube … familiär.

Ich habe eine Frage, die bestimmt nicht nur mich interessiert. Warum haben Sie ihren Nachnamen von Wolpert auf Corallo geändert?
Naja, ich finde nicht, als Mann das Vorrecht zu haben, dass mein Name der Familienname wird. Da sollte man mit der Partnerin oder dem Partner sprechen – und Einkunft darüber erzielen, wem der Name wichtiger ist. Welchen Namen wir als Familienname nehmen, wurde nicht erst entschieden, als wir geheiratet haben. Wir haben uns schon vorher darüber Gedanken gemacht, welchen Nachnamen unsere Töchter haben sollen. Da war uns relativ schnell klar, dass es der Name Corallo sein soll – daher habe ich dann auch mit der Heirat diesen Namen angenommen.

Für Sie ist es also sehr wichtig, dass es in der Familie Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt?
Ja, aber nicht nur in der Familie, sondern auch außerhalb – egal ob männlich, weiblich oder divers: Alle sollen gleich gut behandelt werden.

Was war ihr eigentlicher Traumjob?
Ich glaube, Lehrer ist tatsächlich mein Traumjob. Ich würde mir keinen anderen Job wünschen, sondern ich bin sehr, sehr gerne Lehrer. Aber das war nicht immer mein Traumjob: Als ich mit Abitur fertig war, war mein eigentlicher Gedanke, dass ich zur Polizei gehe.

Sie wären also Polizist?
Ich wäre Polizist geworden – aber die wollten mich nicht, weil meine Augen zu schlecht sind. Bei der Polizei gibt es eine Grenze: Wenn die Augen über 2,5 Dioptrien haben, kann man nicht zur Polizei. Mir wurde daher gesagt: „Sie können sich bei uns bewerben, aber sie müssen ihre Augen lasern lassen und dann gucken wir, ob das funktioniert.“ Erst danach hätte ich mein Bewerbungsverfahren zu Ende machen können. Das wollte ich aber nicht, weshalb ich mir einen anderen Job gesucht habe.

Sind Sie traurig, dass Sie nicht Polizist geworden sind?
Nee, ich bin froh, dass ich nicht zur Polizei gegangen bin.

Gab es schon mal ein Erlebnis, welches Sie zu den Gedanken geführt hat, mit dem Lehramt aufzuhören und wenn ja welches?
Nicht ernsthaft. Aber es gab schon mal ein paar Frustmomente. Der größte dieser Momente war wohl, als ich realisiert habe, dass sich während der Corona-Pandemie nicht viel verändert hat. Wir sind ins Distanzlernen gegangen und unsere Politik hat immer nur dieses Ziel ausgerufen, dass alles so sein soll wie vor Corona. Ich hatte mir eigentlich in dem Moment gewünscht, dass wir nicht alles wie vorher machen, sondern dass wir alle überlegen: Wie machen wir wieder Schule, wenn alle zurück sind – damit man sich dann freut, zurück in die Schule zu kommen. Ich finde, da wurde eine große Chance liegen gelassen, wirklich etwas zu verändern und Schule cool zu machen.

Was macht ihrer Meinung nach einen guten Lehrer aus?
Ich finde, dass ein guter Lehrer Empathie zeigen sollte. Es sollte so sein, dass Lehrer sich um Probleme und Gefühle anderer kümmern und Toleranz zeigen sollten. Das betrifft Schülerinnen und Schüler, aber auch Kolleginnen und Kollegen. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Und dass man gelegentlich als Lehrkraft nicht nur sagt: „Hey, die Schülerinnen und Schüler müssen was bei mir lernen“, sondern dass man sich freut, wenn sie wachsen und selbstständig werden und Werte vertreten, die für unsere heutige Gesellschaft wichtig sind – zum Beispiel, dass die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt werden, dass es okay ist, ihrem jeweils unterschiedlichen Glauben zu folgen. Ein guter Lehrer sollte auch aktiv dafür einstehen, dass alle unsere Schülerinnen und Schüler – ganz egal wen sie lieben, welche Eltern sie haben und wie sie aussehen – die gleichen Chancen haben, hier zu sein und hier zu wachsen.

Und finden Sie sind ein guter Lehrer?
Ich hoffe, dass ich die Sachen, die ich genannt habe, auch umsetze.

Welche drei Fächer sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten – und welche drei die unwichtigsten?
Ich weiß gar nicht, ob ich das so beantworten kann. Aber ich finde Englisch und GL sind schon wichtig. Englisch, weil es ja die Sprache der Welt ist. Und GL, da mit Erdkunde, Politik und Geschichte ein breites Spektrum von Themen abgedeckt wird, die wichtig sind in dieser Welt. Aber wenn ich mich jetzt hier so umgucke, bin ich per Zufall in die AWT-Stunde spaziert und von AWT habe ich keine Ahnung ­– aber ich fand es sehr toll, was die Schülerinnen und Schüler dort gemacht haben. Herr Gökdemir würde vermutlich sagen, dass Sport und Bewegung wichtig sind, und das ist ja natürlich auch so. Ich finde, wir bewegen uns hier ein bisschen zu wenig.

Ich möchte mich also gar nicht festlegen, welche Fächer wichtig sind und welche nicht. Ich würde es nur gut finden, wenn wir die Fächer, von denen man nichts weiß, die im Hintergrund sind, auch mit in den Vordergrund holen. Schülerinnen und Schüler sollten die Gelegenheit haben, ihre Talente in anderen Fächern zu zeigen.

Waren Sie selbst ein guter Schüler?
Naja, ich würde nicht sagen, dass ich ein schlechter Schüler war. Ich habe mein Abitur, und es war in Ordnung. Meine Noten waren immer zwischen zwei und drei. In Sport hatte ich immer eine Eins. Aber ich habe am Ende meiner Oberstufe gemerkt, dass ich keine Lust mehr hatte, in die Schule zu gehen – aber ich war trotzdem immer da.

Wie sieht ihr typischer Tag an ihrem arbeitsfreien Tag aus?
Das ist immer ein Mix. Meine Töchter sind bis 14 Uhr im Kindergarten. Dann nutze ich die Zeit für mich. Morgens gehe ich frühstücken oder ich nutze die Zeit, um zu überlegen, um zu lesen – und manchmal sitze ich einfach auf dem Sofa und gucke die leere Wand an. Die meiste Zeit bin ich allerdings am Schreibtisch und bereite den Unterricht vor oder korrigiere Arbeiten. Dabei mache ich es mir aber immer gemütlich, mit einem Kaffee oder Tee – denn wenn die Kinder zu Hause sind und rumwirbeln, habe ich meine Ruhe nicht. Montags habe ich immer frei, da habe ich mehr Zeit für mich, ja, und wenn die Kinder nach Hause kommen, ist das dann ein Familientag.

Warum haben sie mit Baseball aufgehört oder spielen Sie es in der Freizeit noch?
Ich habe mit Baseball komplett aufgehört. Ich hatte nicht mehr richtig Zeit dafür. Ich habe ja nicht nur Baseball gespielt, sondern auch ein Damen-Softballteam trainiert und die Baseball-Sparte des Vereins geleitet. Das alles noch mit der Schule zu kombinieren, war unmöglich. Erst habe ich aufgehört zu spielen und dann zu trainieren. Mich hat Baseball zehn Jahre lang so intensiv beschäftigt, dass es auch bisschen eine Erleichterung war, so einen klaren Cut zu haben.

Also bereuen Sie es nicht?
Nein, es ist okay. Ich habe mir schon lange kein Spiel mehr angeschaut. Das würde ich gerne mal wieder machen, auch um zu gucken, wen man noch so trifft. So paar Leute kenne ich ja doch noch aus dem Verein, aber es werden auch ganz viele neue Gesichter da sein. Das will ich in nächster Zeit mal machen, vielleicht im nächsten Sommer, wenn die Saison wieder läuft.

Wo haben Sie überall schon mal Urlaub gemacht und welches Reiseziel würden Sie gerne nochmals besuchen?
Wir sind regelmäßig auf Sizilien, weil ein Teil meiner Familie aus Sizilien kommt. Da sind wir auch immer gerne. Kanada war auch ein super Urlaub – wenn wir das noch mal wiederholen könnten, wäre das schön. Ich war auch regelmäßig in Südafrika, jetzt auch lange nicht mehr. Das steht vielleicht mal wieder an. Ich war auch gar nicht in ostasiatischen Raum und in Australien. Das sind so zwei Bereiche dieser Welt, die würde ich noch mal kennen lernen vielleicht, wenn die Kinder ein bisschen größer sind.

Ist es schwer mit Kindern zu fliegen?
Die beiden sind schon sehr bemerkenswert, was das angeht. Man kann schon gut mit den beiden reisen. So eine Sizilienreise, zum Beispiel, geht ganz gut, aber anstrengend ist es natürlich und besonders, wenn die Reisen dann deutlich länger werden.

Das Interview führte Madina Dadaeva

Herr Corallo in Kürze

Name:
Steffen Corallo

Fächer:
Englisch und Gesellschaftslehre

An der IGS seit:
2014

Geboren in:
Hannover

Familie:
ja

Hobbys:
Table Top-Rollenspiele

Lieblingsessen:
Pasta

Lieblingsfilme:
The Lord of the Rings – The Return of the King

Lieblings-TV-Serien:
Star Wars Andor

Lieblingsbands/-sänger:
Kendrick Lamar

Lieblingsverein(e):