Frau Dopke: „Ich hatte keine Ahnung, wie ätzend das Korrigieren ist“

Frau Dopke: „Ich hatte keine Ahnung, wie ätzend das Korrigieren ist“

© Foto: privat

Frau Dopke unterrichtet bei uns Deutsch und Geschichte – und sie koordiniert die Holocaust Education. Arne Krocker hat von ihr im Interview erfahren, was sie an Geschichte so toll findet. Und was es mit ihrem Tattoo auf sich hat.

Sagen Sie mal, Frau Dopke, wie gut waren Sie in der Schule?

Mittelmäßig. Ich hatte gute Fächer und ganz schlechte. Mein Realschulabschluss ist im Schnitt 2. Mit einer 4 in Sport. Mein Abi hat den Schnitt von 2,7 mit der Überraschung von 15 Punkten in einem Sporthalbjahr. Leichtathletik. Darüber muss ich immer noch lachen. Habe auch eine 5 im Abitur gehabt, in Spanisch. Alles ganz „normal“.

Wie kamen Sie dazu, Lehrerin zu werden?

Ich wollte mit Jugendlichen arbeiten und irgendwie mit Geschichte. Der Rest war mir fast egal. Hatte tatsächlich keine Ahnung davon, wie ätzend das Korrigieren ist. Ist ein großer Grund gegen das Lehramt. Heute bin ich aber sehr gern Lehrerin. Ich finde es toll, Schülerinnen und Schüler zu begleiten und mit ihnen die Welt zum Teil neu zu entdecken. Mich interessiert auch immer brennend, was ihr über die Welt denkt. Mag das sehr.

Wollten Sie schon immer Lehrerin werden?

Nein. Nach dem Abitur schon, dann wollte ich im Studium in die Wissenschaft, habe mich dann aber doch anders entschieden. Wissenschaft geht ja immer noch und manchmal ist Schule ja auch eine Wissenschaft für sich.

Warum Deutsch und Geschichte?

Geschichte hat mich schon immer interessiert. Im Studium dann noch viel mehr als zuvor. Geschichte hört auch nicht auf mich zu interessieren und da Geschichte Konstruktion ist, also eine Erzählung, ist sie auch immer wieder neu. Auch in euren Quelleninterpretationen und historischen Einordnungen. Das ist einfach cool. Deutsch, ja, Deutsch mag ich. Und war ein Hauptfach, das brauchte ich fürs Lehramt. Da war ich pragmatisch. Im Studium habe ich dann auch nur belegt, was mich interessiert hat. Und Literaturunterricht mag ich auch sehr gern. Weil Literatur was mit Menschen macht. Das bei euch zu beobachten finde ich sehr wertvoll irgendwie.

Was interessiert Sie außerhalb der Schule?

Geschichte, Politik, Soziologie. Eigentlich genau das, was ich in der Schule auch mache. Wenn dich jetzt aber Hobbys interessieren, würde ich wohl „mein Garten“ sagen. Und Handwerkskram. Und meine Freunde. Und Serien. Und: MUSIK. Musik vor allem.

Welche Musik – hören Sie eine bestimmte Richtung?

Ich würde schon sagen, dass ich vieles hören kann. Außer diese ganze Sing-meinen-Song-Clique. Die Broilers singen „Egal, ob ich Blut schwitz, bittre Tränen wein – alles erträglich, es muss nur immer Musik da sein“, und genau so ist es in meinen Augen auch. Musik ist für mich auch ein politischer Botschafter. Ich bin in der Punk- und Oi!-Szene musikalisch sozialisiert worden. Aus der Zeit ist ein bisschen was geblieben: die Broilers, Dritte Wahl… Mittlerweile sind Bands wie Irie Revoltes und Egotronic dazu gekommen, oder Ska- und Reggaebands wie Mono und Nikitaman, Babayaga und Yellow Umbrella. Ich höre aber auch lokale Musiker wie Jan Jakob und Sobi. Das, was ich höre, geschieht aber oft in Phasen. Dann hab ich ne classic Rock Phase, neulich war es Gov’t Moule und Blues. Grad höre ich ganz viel The real McKenzies und The Wakes, das ist Folk-Rock. Die Musik fehlt mir während der Coronazeit auch am meisten. Livekonzerte sind Glücksgaranten.

Welche Bedeutung haben Ihre Tattoos?

Das eine ist mein Taufspruch aus dem ersten Korintherbrief: „Es gibt Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Das andere besteht aus sechs Rosen, die für die sechs Opfer der Weißen Rose stehen. Dann gibt’s noch das Rad und die Banderole, auf der steht „Für die Freiheit dem Rad in die Speichen fallen“, „Für die Freiheit“ ist der Ausspruch von Hans Scholl als er hingerichtet wird. Dass man dem Rad gleich in die Speichen fallen soll, statt die Verletzten zu verbinden, sagt Dietrich Bonhoeffer, als es darum geht, dass man das nationalsozialistische System brechen muss. Das Grammophon steht für meine Liebe zur Musik, die Inschrift „Keine Hymnen heute“ für ein Lied einer meiner liebsten Bands. Die begleitet mich seitdem ich 15 war.

Welchen Spruch haben Sie in der Schule gehasst und benutzen ihn heute selbst?

Alle Lehrersprüche. „Ich beende den Unterricht“, sowas eben. Ich hab aber auch eigene. Die ärgern mich auch mittlerweile, sowas wie: „Ihr wisst doch wie der Hase läuft – er hoppelt!“, „Das kann ich ab wie Fußpilz und den mag ich gar nicht.“ Oder, wenn ihr fragt, wie lang ein Text sein muss: „Bis er fertig ist!“. Die müsstest Du auf jeden Fall kennen, Arne.

Haben Sie noch ein Ziel im Leben?

Klar. Ich mag gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten ungefähr so gern wie Fußpilz. Die nerven mich einfach und sind ungerecht und falsch. Daher wäre das idealistische Ziel diese Feindlichkeiten abzubauen. Privat will ich einfach ein Haus am Meer mit schwarzen Oliven und einem Glas Traubensaft und dann in den Sonnenuntergang gucken. Gute Musik dabei und ein tolles Buch. Reicht. Aber kein Blick aufs Mittelmeer, da sterben mir grad zu viele.

Was geben Sie ihren Schülern mit auf dem Weg?

Einen Freiraum kann man nicht zuweisen. Den sollte man sich erkämpfen. In der Schule, mit den Eltern, mit den Freunden, für die Gesellschaft. Wenn ihr nicht wisst, was ihr wollt, werdet ihr immer nur Räume zugewiesen bekommen. Freiheit ist aber selbstgewählt und selbsterkämpft. Finde ich. Ansonsten: Hängt bitte vor allem mit Leuten ab, die EUCH gut tun und seid mutig.

Frau Dopke in Kürze

Name:
Lisa Dopke

Fächer:
Deutsch, Geschichte und Gesellschaftslehre

An der IGS seit:
August 2017

Geboren in:
Langenhagen

Familie:
ledig, keine Kinder

Hobbys:
Garten, bestimmte handwerkliche Sachen, Serien, Sachen mit Freunden unternehmen, Musik, Reisen

Lieblingsessen:
Shakshuka (und Pizza „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann“)

Lieblingsfilme:

Das Leben des David Gale, Club der toten Dichter, Gut gegen Nordwind (mal eine wirklich gute Romanverfilmung), Monsieur Claude und seine Töchter, Starbuck Holger Meins, das Leben ist schön, Florence Foster Jenkins …

Lieblings-TV-Serien:
House of Cards, Shameless, Breaking Bad, Desperate Housewives, Weissensee, Mindhunter – to be continued.

Lieblingsbücher:
Ich kaufe 17 neue Romane und lese wieder Harry Potter.

Lieblingsbands/-sänger:
Broilers, Irie Revoltes, Egotronic, Tiger Army, Gov’t Mule, The Insyderz, Jan Jakob, The Courettes, Babayaga, The Clash, Iriepathie, Mono und Nikitaman, Montreal, The Selecter… – eine nie endende Liste, aber Broilers immer und überall.

Lieblingsverein(e):
Sportvereine oder was? Ansonsten: Sea Watch. Viva con Aqua …