Vom ABC zum PGA – Unsere Schulzeit auf dem Grün des Golfplatzes

Vom ABC zum PGA – Unsere Schulzeit auf dem Grün des Golfplatzes

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Jogger statt Chino-Hose und Smartphones statt Scorekarten, so selbstbewusst kreuzte der Golfkurs des jetzigen 13. Jahrgangs im Golfclub Hannover e.V. auf. Ein halbes Jahr lang übten dort 16 Schülerinnen und Schüler jede Woche, um die Welt des Golfs kennenzulernen und letztendlich die Platzreife zu erreichen. Leonie Hohenhaus präsentiert einen facettenreichen Einblick in das Training und die Herausforderungen, die das Absolvieren eines Golfkurses mit sich bringt und ist somit interessant für alle, die vom Golfspielen träumen oder für die unter euch, denen die Anwahl der Sportkurse noch bevorsteht.

Wenn man an Golfsport denkt, denkt man auch an alte, reiche Männer mit Polohemd und dickem Auto. Dieser Meinung waren vor der ersten Sportstunde in der Schule alle. Gleichzeitig wurde angezweifelt, ob hier wirklich von „Sport“ die Rede ist. Dass Golf aber sehr wohl anstrengend ist, psychisch sogar noch mehr als körperlich, haben wir dann spätestens nach der ersten Stunde auf dem Platz des „Golfclub Hannover“ selber gemerkt. Dieser besteht aus 18 Bahnen und befindet sich sowohl inmitten der Natur als auch direkt neben und sogar über der A2. Außerdem gibt es das Putting Green und die Driving Range, zwei Übungsflächen, die nicht zum eigentlichen Golfspiel dazugehören, sondern ausschließlich dem Üben der eigenen Technik dienen. Denn was wie ein einfacher Schwung aussieht, ist sehr kompliziert. Es braucht viel Zeit, bis man mit dieser Bewegung vertraut wird und lernt, den Ball richtig und gut zu treffen, sodass ein zufriedenstellender Schlag gelingt.

Das Clubhaus im Golfclub Hannover © Foto: Golfclub Hannover
Das Clubhaus im Golfclub Hannover. Davor das 18. Grün der Anlage. © Foto: Golfclub Hannover

Natürlich waren wir nicht auf uns allein gestellt. Herr Bärmann, der den Kurs leitete und selbst Golf spielt, war immer zur Stelle und ermutigte uns stets aufs Neue, an uns zu üben und trotz zahlreicher Misserfolge nicht den Spaß an der Sache zu verlieren. Ihm zur Seite standen die Trainer Alex Schmitt und sein „Lehrling“ Leon vom Golfclub Hannover. Mit ihren Tipps und ihrer professionellen Hilfe konnte jeder an seinen eigenen Schwächen arbeiten. Woche für Woche. Bis wir irgendwann zum ersten Mal in Kleingruppen unser Talent auf den richtigen Bahnen beweisen durften und nochmal ganz neue Erfahrungen sammeln konnten.  

Dort wandten wir die neu gelernten Techniken an. Dazu gehören die weiten Schläge, die zuvor auf der Driving Range geübt wurden. Mit der richtigen Technik und ausreichend Schwung gelingt ein guter Abschlag und der Ball legt hoffentlich eine weite Strecke zurück. Außerdem lernten wir das  sogenannte Putten, das zum Schluss einer Bahn passiert, wenn der Ball so nah am Loch ist, dass er im besten Fall mit einem Schlag über den Rasen ins Loch rollen kann. Hierzu verwendet man einen „Putter“. Es macht einen entscheidenden Unterschied, wann welcher Schläger benutzt wird.  Das „Chippen“, zum Beispiel, ist eine Technik, die nur auf bestimmten Flächen brauchbar ist. Sie ermöglicht das Herausschlagen des Balles aus höher gewachsenen Gras und erfordert ebenfalls einen anderen Schläger. 

Die gesamte Ausstattung, die für unser Training nötig war, wurde uns vom Golfclub Hannover geliehen. Wir waren also bestens bewaffnet, um die Platzreifeprüfung zu meistern. Allerdings gehört dazu auch auch das Bestehen einer theoretischen Prüfung, die einer Führerscheinprüfung ähnelt: Mithilfe von Internet oder Apps lernt man in Form von Multiple-Choice-Fragen alles über Verhaltens- und Spielregeln und beantwortet dann schließlich 30 von 170 zufällig ausgewählten Fragen. Erst danach ist man bereit für die praktische Prüfung, bei der man alle neun Bahnen mit einer bestimmten Anzahl an Schlägen spielen muss. Diese sind aber anfängerfreundlich und auch die Länge der Bahnen war etwas kürzer als normalerweise. Der Golfunterricht endete mit dieser Platzreifeprüfung. Obwohl sie freiwillig war, haben sich viele daran versucht und erfreulicherweise auch bestanden. Das regelmäßige, manchmal sehr frustrierende Üben hat sich also gelohnt. In jedem Schüler war eine Entwicklung zu sehen, denn fast niemand konnte zu Beginn einen wirklich sauberen Schlag ausführen, geschweige denn den Ball treffen. Mit der Zeit gelangen dem ein oder anderen dann durchaus mal Schüsse bis zu 150 Meter Distanz.

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Die Zeit auf dem Golfplatz lehrte uns mehr als nur das richtige Schlagen der Bälle. Er war eine Lektion in Ausdauer, Geduld und Konzentration. Ein Abschlag mag körperlich nicht so anstrengend sein, jedoch steht ein Spieler stundenlang auf dem Platz und muss jedem Schlag auch am Ende der Runde die selbe Aufmerksamkeit schenken wie zu Beginn des Spiels. Wetterbedingungen wie starker Wind, Regen oder Hitze können das Spiel erschweren und den Spieler zusätzlich belasten. Er braucht also die innere Ruhe und eine hohe Selbstbeherrschung, da selbst kleine Fehler einen entscheidenen Einfluss auf das Ergebnis haben können. Auch diese Erfahrung machten wir während unserer Prüfung.

Was am Anfang noch gut gelang, wurde von Runde zu Runde immer schwerer. Da sie im Juni stattfand, war es außerdem sehr warm und auf Dauer anstrengend, aber rückblickend stärkte es nur erneut unser Durchhaltevermögen. Dies zu erkennen erfordert Selbstreflexion, eine weitere Fähigkeit, die sich beim Golfspielen entwickelt. Spieler lernen, sich selbst zu analysieren und ihre Schwächen und Stärken zu erkennen. Oft hat man gesehen, dass sich auch innerhalb der Gruppen gegenseitig geholfen wurde. Dieser Respekt gegenüber Fremden und Mitspielern ist die Grundvoraussetzung für ein faires und friedliches Golfspiel. Durch das Zusammenspielen in Kleingruppen verbesserte sich unsere Teamfähigkeit und wir verstanden, wieso Ehrlichkeit in diesem Sport von so hoher Bedeutung ist.

Während des Golfunterrichts hat jeder Schüler und jede Schülerin also viele neue Fähigkeiten erworben. Noch niemand war vorher in Berührung mit dem Golfsport gekommen, was nicht zuletzt an den hohen Kosten der Ausstattung, des Trainings und der Prüfungen liegt. Vielen hat man das Interesse und die Freude am Golfen angemerkt. Dass uns durch die Schule – in Kooperation mit dem Projekt „Abschlag Schule“ vom Deutschen Golfverband und dem GC Hannover – ermöglicht wurde, ein solches Golftraining inklusive der theoretischen und praktischen Prüfungen kostenfrei absolvieren zu können, war eine super Möglichkeit, einen anderen, weniger typischen Sportunterricht zu erleben und vielleicht sogar Talente und Leidenschaften zu entdecken, die ohne diesen Golfkurs nie entdeckt worden wären.