Thorsten Schmidt: Der Kopiernator

Thorsten Schmidt: Der Kopiernator

So erlebt man Thorsten Schmidt nur als Fan von Arminia Hannover © Foto: privat

Sagen Sie mal, Herr Schmidt: Wir sehen Sie immer schon ganz früh in Ihrem Büro. Wann fangen Sie mit der Arbeit an?

Ich beginne um 6:30 Uhr und arbeite bis etwa 16 Uhr.

Fühlen Sie sich als „Kopiernator“ auch mal etwas ausgenutzt?

Nein, ich bin ja im Februar 2019 auch angetreten, um die Schule etwas auf dem Weg vom analogen zum digitalen Zeitalter zu begleiten, also von den Papierkopien hin zum Digitalen. Wir wollen in den nächsten Jahren schon zusehen, dass wir die Anzahl der Papierkopien reduzieren, weil wir das Euch und den anderen Generationen auch schuldig sind. Man wird an einer Schule nicht ganz vom Papier wegkommen, aber wir suchen nach Alternativen.

Wir befinden uns gerade in einer Findungsphase. Ich gehöre einer Kommission an, die beispielsweise darüber diskutiert, neue Kopiergeräte anzuschaffen, die es den Lehrern ermöglichen, online von zuhause auch Kopien in Auftrag zu geben und dann hier in der Schule die Kopien selbst zu ziehen. Dabei geht es hauptsächlich um S/W-Kopien und Klassensätze. Es gibt ja auch Überlegungen, etwa im Rahmen von Tabletklassen, weniger Papier zu benutzen, Vorlagen digital zu Verfügung zu stellen und Aufgaben digital zu bearbeiten. Das geht aber nicht von heute auf morgen.

Was war Ihr Traumberuf?

Ich habe mal auf Lehramt studiert, bin dann in einem kleinen Verlag als Redakteur und Grafiker gelandet. Nach ein paar Jahren habe ich mich als Redakteur selbstständig gemacht. Wir haben viel für den Deutschen Fußballbund (DFB) gemacht, etwa die Futsal-Broschüre entwickelt, aber hauptsächlich für unsere eigene Zeitung „Nord 4“ geschrieben, eine Fußballzeitung rund um den norddeutschen Amateurfußball.

Fühlen Sie sich schlecht, weil sie soviel Papier drucken?

Naja, ich interessiere mich schon sehr dafür. Ich habe eine fünfjährige Tochter, und da ist es mir wichtig, dass der Umweltgedanke hier auch gelebt wird. Das Papier, das wir benutzen, kommt aus Schweden und stammt aus einem nachhaltigen Anbau. Jeder Baum, der für das Papier gefällt wird, muss auch wieder nachgepflanzt werden. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht, weil ich mich bemühe, möglichst papierschonend zu drucken, möglichst doppelseitig oder nachzufragen, ob da unbedingt eine Farbkopie nötig ist. Ich versuche, die Lehrer schon ein wenig zu „erziehen“ (lacht).

Was machen Sie noch außer Kopien?

Ich betreue gemeinsam mit Herrn Bärmann die Schulwebsite – ich bin für den administrativen Teil und Herr Bärmann für den inhaltlichen Input zuständig. Ich versuche, mein Wissen im digitalen Bereich auf die Schule zu übertragen und die Schulleitung zu beraten. Und ich möchte mit meinen bescheidenen Mitteln zu beitragen, dass wir eine Kultur hier schaffen, bei der noch mehr Hand in Hand gearbeitet wird. Auch das Schulbuchsystem habe ich in den Sommerferien umgestellt, damit auch die Verwaltung darauf Zugriff hat. Ich kümmere mich bei den Schulbüchern darum, dass zum Ende des Schuljahres wieder alle vollständig wieder da und in Ordnung sind. Dann werden die wegsortiert und die Bestände wieder aufgefüllt. Und dann müssen ggf. neue Schulbücher bestellt werden, weil die Fachbereiche sich dafür entschieden haben.

Haben Sie mal etwas vermasselt? 

Zu spät gedruckt kommt bei mir eigentlich nicht vor, da habe ich mich mit den Lehrern ganz gut organisiert – und die Lehrer wissen genau, wie ich die Druckaufträge per Mail erhalten möchte, dass da etwa in der Betreffzeile das Datum und die Stunde stehen sollen. Das klappt schon ganz gut, es gibt noch ein paar Ausnahmen, aber auch die Lehrer werde ich mir noch erziehen (grinst). 

Wenn die Lehrer demnächst selbst ihre Ausdrucke machen können – sind Sie dann nicht bald arbeitslos?

Ach, ich glaube, der Kopieranteil wird überschätzt, der macht an meiner täglichen Arbeit nur etwa 50 Prozent aus.

Werden Sie von den Lehrern auch immer gegrüßt?

Klar, ich grüße sie ja auch.

Haben Sie das Gefühl, von den Lehrern als vollwertiger Kollege wahrgenommen zu werden?

Ja, das hoffe ich zumindest.

Werden Sie nach der Anzahl der Kopien bezahlt?

Nein.

Wie viele Kopien machen Sie denn so am Tag?

Das ist abhängig davon, ob an einem Tag Klassenarbeiten oder Prüfungen anstehen, ob es Montag oder ein Freitag ist. Absolute Zahlen liegen mir nicht vor, es sind aber zu viel. Wir sollten daran arbeiten, weniger Kopien zu machen – nicht, weil ich dadurch weniger Arbeit habe, sondern weil wir damit mehr für die Umwelt tun.

Und wie finden Sie, wenn Lehrer sich mit Ihrer Arbeit schmücken, nach dem Motto: „Ich habe da mal Kopien für Euch gemacht …“?

Ist das so?

Och ja, manchmal auf jeden Fall.

Das machen Sie ja bestimmt nicht mit Absicht. Ich höre das jetzt zum ersten Mal. Kennt Ihr die Namen (grinst)?

Haben Sie schon mal aus Spaß Aufgaben auf Kopien gelöst, die Sie gemacht haben?

Mathe interessiert mich null, ich schaue gerne mal mit einem Auge auf Geschichts-, Deutsch- und Politikarbeiten. Aber Zeit zum Lösen der Aufgaben habe ich nicht. 

Halten sich die Lehrer an die Vorgaben und Fristen?

Die meisten schon, aber noch nicht alle. 

Können Sie Namen nennen?

Nein, ich nenne keine Namen. Aber, wie gesagt, wir befinden uns ja noch im Erziehungsprozess.

Was sind Ihre Hobbys?

Zum einen unternehme ich viel mit meiner Tochter. Zum anderen bin ich glühender Anhänger vom SV Arminia Hannover, da bin ich auch Mitglied. Außerdem habe ich American Football für mich entdeckt. Dann schreibe ich gerne was und lese viel – ich bin magazinsüchtig, ich lese derzeit sechs oder sieben Magazine, noch ganz old-school auf Papier, seit 25 Jahren z.B. den „Spiegel“.

Worüber schreiben Sie denn?

Zwei sehr gute Freund von mir verlegen das beste Fußballmagazin der Welt, „Zeitspiel“ heißt das, und dafür schreibe ich ab und zu mal kleinere Artikel, wenn es zeitlich passt. 

Was ist Zeitspiel?

Ein Fußballmagazin, das sich mit dem weltweiten Fußball abseits der großen Ligen beschäftigt und auch einen gesellschaftlichen Anspruch hat. Es geht nicht nur um die Ergebnisse, sondern auch – um mal ein Thema aufzugreifen – um Auswärtsfahrten. Sind die Menschen schon vor 100 Jahren mit ihren Teams auswärts gefahren. Oder wir hatten mal ein Spezial über Frauenfußball. Uns ist der gesellschaftliche und geschichtliche Hintergrund dabei ganz wichtig. 

Was war bislang Ihr aufwendigster Auftrag?

Ganz klar die Abiturarbeiten, weil der Sicherheitsaspekt dabei sehr hoch war, auch die Vorlage musste vom Feinsten sein – zumal das ja unseres erstes Abitur war und das Kultusministerium mit Argusaugen darauf geschaut hat. Am Ende können sich, alle, die daran beteiligt waren, etwas auf die Schulter klopfen, da die diese Aufgabe mit Bravour erledigt haben.

Das Interview führten Alisha, Arne, Jan, Julian und Marie

 

Herr Schmidt in Kürze

Name:
Thorsten Schmidt

Fächer:
Alle 😉

An der IGS seit:
2019

Geboren in:
Hannover

Familie:
eine Tochter

Hobbys:
Fußball, American Football, Lesen und Gesellschaftsspiele

Lieblingsessen:
Pasta á la Papa

Lieblingsfilme:
Der Pate 1-3“, „Sideways“

Lieblings-TV-Serien:
„The Wire”, „Firefly”

Lieblingsbücher:
„Spieltage“ von Ronald Reng, „Schachnovelle“ von Stefan Zweig, Ian Rankin …

Lieblingsbands/-sänger:
Torch, Jazzmatazz, Common, Dendemann

Lieblingsverein(e):
SV Arminia Hannover, US Lecce, Chicago Bears